Allgemein Alltag

Warum wir keinen Brei geben wollen

4. Dezember 2013

Warum_wir_keinen_Brei_geben_wollen

Die Überschrift des Beitrages sagt ja eigentlich schon alles: bloß kein Brei! Ob das klappen wird? Keine Ahnung! Aber wir sind unwahrscheinlich gespannt auf das Abenteuer, welches da vor uns liegt! Heute nennt man das Ganze Baby-led weaning, was so viel heisst wie „das Kind stillt sich selbst ab“. Dabei wird auf Brei verzichtet und statt dessen wird das Kind in die eigenen Essgewohnheiten mit einbezogen.

Warum wir uns dafür entschieden haben? Ich muss sagen, ich finde den Anblick des „Fütterns“ irgendwie befremdlich. Löffelchen um Löffelchen wird da in das kleine Mündlein geschoben. Das hat für mich nicht so viel mit Essen zu tun – eigentlich gar nichts, wenn man es genau nimmt. Nun sagen neue Studien, dass Brei ungesundes Essverhalten fördert. Das ist für mich ehrlich gesagt auch nicht so recht verwunderlich, entscheidet doch das Kind zu keinem Zeitpunkt was es wie essen möchte. Stattdessen wird alles hineingestopft (überspitzt gesagt). Wir sind davon überzeugt, dass ein Kind, welches selbst bestimmt was und wann es isst, eine ganz andere Einstellung zum Essen aufbauen wird. Dies wird sicherlich auch zur Folge haben, dass es vermutlich eine bessere Wahrnehmung zum Körper bekommen wird als ein Kind, dass immer zur selben Uhrzeit Brei von Mama bekommt, den es ganz ohne eigene Kontrolle futtert und oft auch dann bekommt, obwohl es gar nicht hungrig ist. Gerade in Einkaufszentren beobachte ich immer wieder Mütter die völlig entnervt versuchen auch noch den vorletzten und letzten Löffel in das Kind zu befördern. Das ist einfach nicht meins.

Was hinzu kommt ist, dass dem Kind Frustration erspart wird. Wie oft habe ich Kinder heulen/quengeln/schreien gesehen, weil Mutti zu langsam mit dem Brei war. Ein Stück Obst (zum Beispiel eine Banane) zu nehmen und die Schale zu entfernen, dauert nur einen Bruchteil von dem, was es an Zeit kostet den Brei fertig zu machen. Ich möchte mir diese Hektik einfach ersparen – und auch dem Kindlein, denn um sie geht es ja im Wesentlichen.

Viele schreiben, dass einem durch diese Methode unnötiger Abwasch weg fällt. Noch haben wir es ja nicht ausprobiert, aber so ganz glauben kann ich dem nicht :). Immerhin soll Baby-led weaning eine riesen Sauerei sein (zumindest zu Beginn) und eine Plastikmatte darf unter keinem Hochstuhl fehlen!

DEN großen Vorteil sehe ich aber darin, dass dem Kind nicht irgendwelche Geschmacksrichtungen aufgedrängt werden. Neulich in der Krabbelgruppe war eine Ernährungsberaterin, die auch ganz klar und deutlich gesagt hat, dass Kinder durch Brei eben an diese oder jene Geschmacksrichtung gewöhnt werden und daher andere Sorten von Gemüse etc. verschmähen. Ich selbst bin ein ziemlich mäkeliger Mensch. Es gibt so viel Gemüse und andere Dinge, die ich einfach absolut nicht mag. Das nervt mich und ist zuweilen auch recht kompliziert. Gibt es auf einem Geburtstag zum Hauptgang nur Fisch, schaue ich in die Röhre, da ich nichts esse, was aus dem Meer kommt. Ich möchte das für unsere Tochter nicht und werde daher viel kochen, was ich selbst nicht esse.

Der letzte Punkt ist für mich das Sinnesgefühl. Brei ist Brei, breiig, matschig, passiert – ich glaube mehr Wörter braucht man nicht. Eine Banane ist schön weich, ein Apfel ist ganz hart. Eine Ananas hat ganz viele Fasern und so ein schönes Gelb. Nudeln sind weich, Kartoffeln vielleicht mehlig oder zerbröseln so schön. Spinat ist so toll grün und Orangen haben eine Haut, die das orange Fleisch umgibt. Zitronen können spritzen und Salat ist knackig. Brei hat – wenn es nicht gerade Obstbrei ist – fast immer dieselbe Farbe (wobei das nur meine Wahrnehmung ist – vermutlich sagt mir jetzt jemand, dass es aber auch 1000 Braun/Grün/Beige Töne gibt :D). Sellerie kann man so schön durchbrechen und Soße ist so schön feucht und schwimmt. Ich möchte, dass mein Kind genau das spürt, sieht und vor allem auch riecht! Das ist auch noch so ein Zusatzpunkt. Für mich riecht Brei irgendwie immer nach Brei. Wenn wir hier zu hause kochen, strömen aber die verschiedensten Düfte durchs Haus und ich möchte gerne auch dieses Sinnesgefühl für das Kindlein stärken.

Leider werde ich dadurch auch weiter stillen „müssen“. Ursprünglich wollte ich direkt mit sechs Monaten abstillen, da ich mich einfach mal wieder für mich haben möchte. Durch diese Methode bleibt aber Muttermilch vorerst die Hauptnahrung. Nun gut – ist halt nicht zu ändern und Mutti muss da durch. Ich will ja nur das Beste. Vielleicht funktioniert es auch gar nicht und Ida will Brei und nichts anderes. Dann sei es drum – ich hätte auch kein Problem damit, ihr dann püriertes Gemüse zu geben. Aber versuchen wollen wir es auf jeden Fall und ich hoffe ganz inständig, dass ich Euch bald viiiiel mehr zu dem Thema berichten kann! Es gibt das englische Grundlagenbuch mittlerweile auch auf deutsch. Leider wurde das Kochbuch noch nicht übersetzt, aber hier kann man sich aus dem Internet auch ganz viele Anregungen holen.

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  • Anne 4. Dezember 2013 at 13:20

    Liebe Kathi, ich kann die Gründe Eurer Entscheidung, auf Brei zu verzichten, gut verstehen. Wenn Du über unseren BLW-Versuch lesen möchtest, schau gern einmal vorbei auf http://mamatanzt.wordpress.com/2013/11/28/blw-baby-led-weaning-oder-brokko-li-weitwurf/ Wir haben das Projekt trotz turbulenten Starts aber noch nicht aufgegeben und versuchen es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal. 🙂 Herzlich: Anne

  • Janina 5. Dezember 2013 at 10:19

    Hey, klingt spannend! Ich freu mich mehr von dem Experiment zu lesen… unsere Tochter hat auch keinen Bock auf Brei gehabt und wir haben anfangs nur BLW gemacht, irgendwann dann aber doch gefüttert weil einfach nicht viel „rum kommt“ sonst. Allerdings muß ich sagen, man kann sie nicht zwingen und man merkt deutlich, ob sie will oder nicht. Nicht nur weil sie das Zeug wieder ausspuckt oder nach dem Löffel schlägt – die feineren Signale sind Mund zupetzen, wegdrehen oder hilflos schauen. Sie ist jetzt 1 und isst sehr wenig, egal von was… manchmal schon echt beunruhigend… naja ich drücke euch die Daumen! Am coolsten find ich ein Baby das ein Broccoli Röschen abnuckelt 😉

    Liebe Grüße

    • kathi 5. Dezember 2013 at 10:43

      Ich habe schon so oft von „Schlechtessern“ gehört… Kinder bei denen die Eltern denken „Himmel, morgen fällt sie um, weil sie nix isst“… aber irgendwie schaffen sie es doch! 🙂 Ich hoffe immer das der Spruch „die nehmen sich schon was sie brauchen“ auch wirklich zutrifft.

  • Nadine 6. Dezember 2013 at 15:44

    Wir sind jetzt auch mit dem BLW Experiment angefangen! Es ist total super!!!
    Es macht einfach unheimlich viel Spaß zu sehen, wie die Kleinen das Essen entdecken! Bisher kommt zwar noch nicht wirklich was im Kind an, aber es wird alles begeistert abgelutscht ;o)
    Freue mich darauf, von Eurem Experiment zu lesen…

  • Miri 7. Dezember 2013 at 12:30

    Liebe Kathi,
    vielen Dank, du hast mich inspiriert :-). So habe ich mich auf die Suche nach mehr Infos und Erfahrungen dazu gemacht. Bezüglich Rezepte kann ich sehr den Thread „Unser BLW-Kochbuch – Was kochst du heute?“ (http://www.stillen-und-tragen.de/forum/viewtopic.php?f=176&t=150750) in meinem Lieblingsforum „Stillen-und-Tragen“ empfehlen. Da gibt es auch noch weitere Threads z.B. Erfahrungsaustausch zu diesem Thema.
    Liebe Grüße Miri

  • BLW – Baby Led Weaning – der erste Versuch! | Kullerkind 11. Januar 2014 at 12:04

    […] hatte es ja schon angekündigt – wir wollen wenn möglich ganz auf Brei verzichten. Baby Led Weaning – kurz BLW – ist angesagt. Und kurz bevor unser Äffchen sechs Monate […]