Ich habe mal ein bisschen in meinem Babyglück-Archiv gekramt… und das Thema begann bei uns eigentlich beinahe von Anfang an?! Klar… kurz nach der Geburt konnte man sie noch x und y in die Hand drücken, aber das hörte auf, sobald sie wenige Monate alt war. Da wurde geschrien, vor Reizen, anderen Gerüchen, fremden Umgebungen und komischen Menschen um sie herum. Immer und immer wieder. Hin und wieder verzogen sich die Schatten und ein paar Sonnenstrahlen lugten hindurch. Im Grunde war das eher ein Trugschluss. Es blieb, wie es war und ist noch heute so.
Kann man da noch von einer Phase sprechen?
Das ist etwas, was mir eigentlich jeder sagen, beziehungsweise (ja, ich spreche das jetzt aus) einreden wollte. Gerne „das geht vorbei“ oder „mit spätestens einem Jahr hört das auf!“ Und was passierte? Nix. Kindlein ist 16 Monate alt und fremdelt was das Zeug hält. Ich mag das Wort „fremdeln“ nicht mal so gerne… ich sage immer – sie braucht einfach schrecklich lange mit neuen Menschen (und Situationen).
Wie äußert sich das?
Vor über zwei einhalb Monaten machten sich eine Mutter und ihr Kindlein auf den Weg in einen Naturkindergarten und wollten dort eine Eingewöhnung starten… wollten ist das Stichwort! Denn von den sechs Stunden, die ich ja auch bezahle *heul*, geht das Kindlein nun nach so langer Zeit ganze 2 1/2 Stunden. Das aber auch nach wie vor mit morgendlichem Klammeräffchen und heimlichen Abhauen der Mama, da das Kind sonst frei drehen und sich einschreien würde. Anschließend hole ich natürlich ein völlig glückliches Kind ab, aber das ist Nebensache.
Bis die Erzieherinnen sie berühren durften vergingen… ähm? Wochen? Wie viele weiß ich nicht mal mehr… von den Kindern ganz zu schweigen. Und ich rede von leichtem Anfassen – nicht etwa von beißen/kratzen/hauen/schlagen und was es sonst noch so gibt. Allein eine Berührung führte sofort zu einer Schreitirade. Nun, mehr als zwei Monate später rennt sie zu jedem hin und macht ei, lässt sich von den Erzieherinnen trösten und hoch nehmen.
Aber? Das dauerte halt einfach alles elendig lange… ich hatte schon Wurzeln in der Kita geschlagen und war drauf und dran meine ersten Nähversuche in die Einrichtung zu verlegen. Immerhin hockte ich da stundenlang und gehörte praktisch zum Inventar.
Und Oma und Opa? Und andere Leute?
Neulich saß eine neue Mama im Gruppenraum, weil ein neues Kind seine Eingewöhnung startete. Wir liefen hinein, das Kindlein sah das fremde Gesicht und brüllte instant los. Ja, so ist das bei uns… Mein Papa sieht sie ungefähr alle ein bis zwei Wochen, meine Mutter kommt mindestens einmal die Woche vorbei, meistens ist sie aber auch unter der Woche noch mal bei uns *herz*… Der Opa ist trotz wöchentlichem Besuch bis heute schwierig (das mag an seiner Grobmotorik liegen, aber so isser eben *hehe*). Oma geht… aber das hat auch ewig gedauert. Die Tanten sind okay, Mama und Papa natürlich auch. Aber der Rest? Wird verschmäht. An meine Oma (ihre Uromi) hatte sie sich zwischenzeitlich mal ganz gut gewöhnt, weil wir alle zwei Wochen da waren/sind. Aber wir starten jeden Besuch immer erst mal mit einem Kindlein, was keine Mine verzieht.
Was hilft?
Bei uns ist es ganz einfach: Routine, Routine, Routine. Und nein, es ist keine Phase! Daran glaube ich schon ewig nicht mehr. Sie muss Menschen und Situationen oft erleben, um ihnen zu vertrauen. Die Kita ist der beste Beweis, Oma und Opa der Zweitbeste. Was zusätzlich hilft: in der gewohnten Umgebung zu sein. Sie hat es einfacher mit „Fremden“, wenn sie zu uns kommen. Der Kindergarten ist mittlerweile – klopf klopf klopf – Gott sei dank ein vertrauter Ort.
Hätte, hätte… Fahrradkette
Nun meinen einige Leute, wir seien selbst schuld *hust* Immerhin war sie oft und viel bei uns… wir haben uns gerade in den ersten Monaten voll und ganz an ihre Bedürfnisse gehalten und diese befriedigt. Dadurch haben wir sie viel getragen und haben auch eine wirklich tiefe Bindung zu ihr. Sie hat ein wahnsinniges Urvertrauen und rennt im Shoppingcenter gerne mal 20 Meter von uns weg. „Die holen mich schon- Mentalität“ hat sie drauf :D.
Und sonst sind wir eigentlich ganz happy, dass sie eine ordentliche Portion Skepsis an den Tag legt. Ich erinnere mich wie heute, wie ich im Sommer mit unserem Kindlein auf dem Spielplatz saß und sich ein kleines Kind einfach zu uns setzte. Das erste was sie sagte war ihr Name, dann ihre volle Anschrift (inklusive Straße, Postleitzahl und Stadt). Am Ende nannte es mir die Namen der Eltern, Geschwister und die Telefonnummer. Und hockte neben mir, als würde ich zur Familie gehören. Das ist dann wieder das andere Extrem.
So lange unserem Kindlein keiner zu nah kommt, fühlt sie sich übrigens sichtlich wohl in großen Menschenmassen. Sie liebt den Spielplatz und das Shoppingcenter. Damit hat sie kein Problem. Und ich habe eigentlich – denke ich – so gut es geht „vorgebeugt“.. wir waren ja 2x die Woche in der Krabbelgruppe, beim babyschwimmen und und und. Genützt hat es trotzdem nix 😀
Ihr habt sicher nichts „falsch“ gemacht. Wir sind ebenso verfahren wie Ihr, viel Nähe, sofortige Bedürfnisbefriedigung etc. – und unsere ist absolut extrovertiert. Jedes Kind hat eben sein eigenes Naturell!
Ich denke, unbewusst gibt man da schon immer irgendetwas mit. Und wenn es nur der Gedanke ist, dass man gerne immer eine wichtige Bezugsperson für das Kind sein möchte – ein Wunsch, den ich auch habe und der auch nur für eine enge Bindung spricht, denke ich.
Da bin ich wirklich gespannt, wie sich das bei unserer Kleinen gehaben wird. Wir haben sie von Anfang an allerdings auch viel aus der Hand gegeben – zumindest bei vertrauten Personen. Gute Freunde, die Großeltern, Onkel und Tante, jeder hat sie häufig auf dem Arm und sie lässt sich alles gefallen. Nur wenn es zu viele auf einmal sind gehen nur noch die Eltern. Und das ist auch gut so <3 Hihi.
Liebe Grüße,
Franzi