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„Da schaust Du einmal nicht hin“

10. Juni 2014

Der Schreckmoment der vorletzten Woche hat mich nachdenklich gemacht. Sehr nachdenklich! Das Kindlein ist allein eine hohe Treppe aus Stein hinaufgekrabbelt. Und vier Weiber saßen wenige Zentimeter entfernt am Tisch auf der Terrasse (Muddi übrigens inklusive *schäm*).. und trotzdem hat es keiner gemerkt. Sie krabbelte so zwischen den Tischbeinen hin und her, war hier und dann dort. Und dann lasse ich meinen Blick schweifen und sie hat schon die letzte Stufe erkrabbelt. Ich dachte mein Herz bleibt stehen. Bisher durfte sie dort nur hinaufkrabbeln, wenn ich direkt hinter ihr war. Und da klappte es zwar schon sehr gut – trotzdem war es leicht unsicher. Sie hätte nur einmal falsch aufkommen müssen und wäre nach hinten gekippt. An dieser Stelle mag ich nicht weiter über hätte wäre wenn nachdenken.

Aber mal ehrlich: ich hatte mir vorgenommen immer einen Blick auf dem Kindlein zu haben – egal was ist! Man hört/liest/sieht viel zu schlimme Dinge, als das man es nicht tun könnte. Und nun ist es doch passiert, und es war echt gefährlich. Nun frage ich mich natürlich, wie das später wird. Also… hmm… so in einigen Jahren. In meinem Hirn kreisen so Fragen wie „ab wann darf sie allein auf den Spielplatz?“ Und mir wird ganz mulmig. Mein Magen zieht sich zusammen (ob sich ein Patient nach einer Magenverkleinerung dauerhaft so fühlt?)… und ich bekomme Herzrasen. Ich weiß noch, wie ich kurz nach der Geburt des Kindleins zu meinem Mann gesagt habe: egal was kommt – ich werde sie immer beschützen – aus jeder Disco abholen – und wenn ich dafür 500km oder mehr fahre! Ich werde alles geben für diesen kleinen Menschen. An der Einstellung hat sich bisher nichts geändert. Aber auch wenn es für solche Gedanken vermutlich viel zu früh ist – dieses ganze Thema „loslassen“ gräbt sich wie Säure in meinen Kopf! :/

Immerhin wird das Kindlein mit 14 Monaten für wenige Stunden täglich die Kita besuchen. Und dann kann ich meine Augen nicht mehr überall haben. Spätestens dann muss ich abgeben… mein Herz, Kompetenzen, Vertrauen. Bisher waren wir noch nicht eine Nacht getrennt, was aufgrund der Schlaf-/Stillproblematik einfach nicht anders geht. Bisher hat mich das aber auch nicht gestört – ich will gar nicht ohne mein Kind sein. Und ich habe mir kein Kind angeschafft um es 5 Mal die Woche bei der Familie übernachten zu lassen (gaaaanz überspitzt gesagt).

Im Spaß haben Männe und ich schon mal gesagt, dass wir ihr am liebsten einen Chip zur Überwachung einpflanzen würden. Wir sorgen uns sehr.. und ja, ich weiß, das hört nie auf. Aber ich denke an all die vermissten und verschleppten Kinder, deren Eltern nie wirklich abschließen können, weil das Kind wie vom Erdboden verschluckt ist. Ein grässliches Thema ist das! Und dann sehe ich mein Kind an und könnte heulen.

Und damit dieser Post jetzt hier nicht in die Melancholie und Traurigkeit abdriftet, noch etwas Erheiterndes: wenn man einmal nicht hinsieht, dann sitzt das Kind auch mal komplett angezogen im Babypool. Die Windel war noch NIE so schwer und voll wie nach diesem unfreiwilligen Bad! 🙂

Nicht_hingesehen

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  • Sandra 10. Juni 2014 at 10:33

    Hallo, ich kann dich gut verstehen. Ich habe letztes Wochenende auch zu meinem Mann gesagt, dass mir ganz anders wird, wenn ich an die Pubertät (inkl. Mädchen, Alkohol, Clubs, Drogen oder ähnliches Teufelszeug) des kleinen Mannes (er ist jetzt 2…) denke oder – noch schlimmer – wenn er nachts mit dem Auto zum Feiern unterwegs ist. Ich weiß gar nicht, wie unsere Eltern das alles ausgehalten haben.
    Ich glaube, ich sperre ihn ein bis er 25 ist 😉

  • Missy 10. Juni 2014 at 19:23

    Du sprichst mir so aus der Seele. Ich habe diese Ängste seit gestern ganz extrem.
    Zuerst hat er sich böse an einem Stück Melone verschluckt und nicht geschafft, es wieder hochzuwürgen. Wir wollten schon in die Klinik fahren, als er es unter viel Gebrüll dann im Treppenhaus erbrochen hat…

    Und zwei stunden später spielen wir im Bett und während ich daneben stehe(!) schafft er es sich kopfüber aus seinem Kinderbett zu stürzen. Ich habe ihn gerade noch am Bein packen können, bevor er auf dem Boden aufkam.

    Ich denke, die Zeit der Unfälle beginnt jetzt einfach und ich muss mich damit abfinden, dass Groß werden auch mal weh tut (beiden Seiten). Es ist hart und soo schwer, aber man kann nur darauf vertrauen, dass Kinder verdammt zäh sind und einen guten Schutzengel haben.

    Liebe Grüße!

  • Mama Motte 15. Juni 2014 at 22:59

    Ich kann das gut verstehen – ich mag auch nicht daran denken wie es vielleicht später mal wird, wenn sie die ersten Jungs nach Hause bringt. Mein Mann sagt immer: er wird das nicht lustig finden, weil er genau weiß, wie Männer sind 🙂

    Aber ich denke, es liegt ja auch an uns, ob wir unseren Kindern gute WErte vermitteln und auch die Sensoren für gefährliche Situationen schärfen. Letztendlich profitieren sie ja nur davon, wenn wir sie möglichst selbstständg erziehen.

    Aber: als Mama und Papa wird man wahrscheinlich noch ganz oft 1000 Tode vor Sorge sterben – schließlich lieben wir sie einfach mehr als unser eigenes Leben 🙂