Ich habe lange überlegt, was ich zu diesem Thema schreibe…. und vor allem wie ich es schreibe. Unser Kindlein ist nun mittlerweile fünf Monate alt. Wo ist sie hin, die Zeit? Aber das ist ein anderes Thema. Bevor das Kind zur Welt kam stand für mich fest: „Du wirst nicht eine von diesen Müttern, die ihr Kind in Watte packen!“ Ich habe mir geschworen, sie nicht wie eine Klette an mir zu haben, sondern statt dessen mit ihr die Welt zu erkunden, sie rumzureichen und sie einfach bei jeder Aktivität dabei zu haben. Ich wollte auf keinen Fall eine Gluckenmutti werden. Was habe ich mich immer (nantürlich nur innerlich) aufgeregt, wenn Mamas mit frischen Babies schon bei der kleinsten Berührung an ihrem Spross Herzflimmern und den dazu passenden Gesichtsausdruck bekamen. Ich wollte alles sein, nur das nicht. Ich wollte eine gute Mutter sein, eine, auf die ihr Kind stolz ist. Soweit so gut.
Ich wollte keine Übermutter sein. Ich wollte nicht unbedingt tragen, Stillen fand ich merkwürdig, Familienbett „nein danke“ und überhaupt und sowieso. Dann kam das Kindlein auf die Welt. Und es scheint mir manchmal so, als hätte ich neben unserer Tochter auch noch neue Meinungen „geboren“. So viele Dinge sehe ich nun mit anderen Augen – mit Mamaaugen. Das ist auf der einen Seite sehr schön und auch wichtig – auf der anderen Seite auch ein klitzekleines bisschen nervig! Als wir aus dem Krankenhaus in Richtung zu Hause aufbrachen, warnten uns viele Krankenschwestern schon: „Und haltet Euch ja den Besuch vom Hals!“. Diese scheinbar so verantwortungsvolle Aufgabe wurde besonders an Männe gerichtet, der das Ganze auch gleich mit einem Nicken absegnete. Zu Hause angekommen, lag da nun dieses kleine Bündel in unseren Armen… und es machte sich ein riesiger Beschützerinstinkt breit. Uns war klar: wir wollten und würden unser Äffchen vor allem beschützen, komme was da wolle. Wir würden unser Leben für sie geben.
Dann trudelten die ersten Besucher ein und es klappte auch alles sehr gut – vor allem weil das Kindlein zu den Besuchszeiten schlief wie ein Stein. Außerdem konnte man sie anfangs rumreichen wie eine Trophäe, nichts und niemand konnte sie wach bekommen. Das war auch gut so, wie sich besonders in den Wochen danach herausstellte. Schlafend bekommt so ein Mini nämlich nichts mit, keine Reize, keine fremden Gesichter, nix und niemanden. Wo nichts vor der Linse ist, kann auch nichts beschrien werden.
Es vergingen die ersten Wochen… das Kind war recht unproblematisch. Es folgte der fünf Wochen Schub, der uns einige schlaflose Nächte bereitete. Und dann, von einen Tag auf den anderen, mit ungefähr sieben oder acht Wochen kamen die ersten Probleme – fremde Menschen und fremde Umgebungen. Es war ein richtiges Schema, dass da jedes Mal ablief. Waren wir tagsüber mit dem Kind woanders als zu Hause – abends Geschrei. Waren fremde Menschen hier zu Hause bei uns – abends Geschrei. Wurde sie von fremden Menschen gehalten – abends noch mehr Geschrei. Und fremde Menschen waren zu diesem Zeitpunkt auch die Oma, die das Kindi sogar einmal die Woche sah. Leider kam der Höhepunkt dieser Phase als unsere große Babyparty im September stieg und wir wahnsinnig viele Leute zu Besuch hatten. Natürlich wollte jeder das Kind sehen und vermutlich auch durch die Gegend tragen. Das habe ich aber, im Sinne des Kindes, relativ gut unterbunden, indem ich sie den halben Abend in der Manduca hatte und anschließend ins Bettchen verfrachtete. So war das Kindlein vor allzu neugierigen Fingern geschützt und ich hatte meinen Seelenfrieden.
Ich hörte dann oft „das muss sie abkönnen!“. Und an dem Punkt – da bin ich ganz ehrlich – bin ich wohl doch eine richtige Übermama geworden. Nicht etwa, weil ich mein Kind in Watte packe. Nein, ganz einfach weil ich das Beste für mein Kind will. Sie war dem einfach nicht gewachsen, viel zu jung und völlig überreizt. Und wisst ihr was? Das ist okay so und außerdem völlig normal. Wenn man sich mal in der Evolution so umsieht, macht auch alles einen Sinn. Was habe ich mich immer über die Mütter aufgeregt, die ihr Kind nie aus der Hand gegeben haben! An dieser Stelle kann ich mich tief in meinem Inneren bei ihnen entschuldigen! Sorry ihr Lieben, aber ihr hattet Recht! So ein Baby muss nicht rumgereicht werden, es gehört die ersten Monate zu den Eltern und gut ist. Ich würde, rückblickend gesehen, warten bis mir einer sein Kindlein gibt. Immerhin weiß die Mama einfach am besten, wie der kleine Miniwurm auf dieses oder jenes reagiert. Das muss man den Müttern schon lassen… die haben da einen wahnsinnigen Instinkt für die Bedürfnisse ihrer kleinen Schützlinge.
Das gleiche gilt für dieses ewige Begrabbeln der Babies. Auch hier habe ich meine Einstellung irgendwie geändert und würde nie wieder einfach so ein Neugeborenes betatschen. Es ist jetzt nicht so, als hätte ich früher den Kindern das Gesicht abgeleckt, aber hin und wieder habe ich schon mal nach den kleinen Speckfingern gelangt. Ich dachte einfach, es ist okay. Ich habe zum Beispiel gar nicht daran gedacht, dass es aus hygienischer Sicht gerade in den ersten Lebenswochen gar gefährlich sein kann (auch wenn ich mir immer die Hände wasche). Außerdem gehört sich das einfach nicht. Es gibt bestimmt auch Mamas, die keinerlei Probleme damit haben. Ich schon…irgendwie… teilweise! Und nicht etwa weil ich eine Gluckenmama geworden bin… das lasse ich mir ganz ungern unterstellen :D. Sondern einfach weil ich 24 Stunden mit dem Kindlein verbringe und daher am besten weiß, was sie braucht/mag/fühlt/will/nicht will. So ist das nun mal… Mama knows best! 😀
All das was ich geschrieben habe, gilt für die Kleinsten der Kleinen. Also für Kinder von etwa einem bis vier Monaten. In dieser Zeit war das für uns alles sehr problematisch. Mittlerweile reiche ich Minimaus gerne rum, da sie nicht mehr so viele Probleme damit hat. Sind es ganz neue Leute, so schaut sie erst mal kritisch, lässt sich aber nach einiger Zeit doch darauf ein. Und ich bin da echt sooooo früh drüber! Immerhin wollen wir ja die Welt entdecken und nicht immer nur zu hause hocken!
Wie ist/war das bei euch? Musstet ihr eure Minis auch voll allzu neugierigen Blicken schützen? Hatten sie auch Probleme mit „Fremden“? Meinungen und Erfahrungen sind gern gesehen!