Ich habe mir viele Gedanken zu dem Thema gemacht… Wobei ich mit „Thema“ Kinder im Allgemeinen meine. Also die Schwangerschaft, die Geburt, die Erziehung… das gesamte Paket eben. Ich frage mich, warum es so viele Eltern gibt, die einfach nichts oder nur sehr wenig hinterfragen. Die einfach alles so machen „weil man das eben so macht!“.
Mir fällt das in den gängigen Babytreffs immer öfter auf… da gibt es dann eine Mama die sagt: „also mit 4 Monaten kann man doch Brei geben, steht doch auf dem Gläschen!“ Ich bin es dann manchmal leid, mich da noch irgendwie einzumischen oder zu erklären, warum man besser wartet oder das man doch mal besser lesen sollte (NACH dem 4. Monat). Warum schwimmen so viele Leute mit dem Strom? Ist es einfacher? Ist es Intuition?
Ist denn der Strom schlecht? Das ist die nächste Frage… ist es falsch Brei zu geben? Ist es falsch, in der Schwangerschaft jeden Monat schallen zu lassen? Nach STIKO zu impfen? Eine PDA zu bekommen? Nur drei Monate zu stillen? Sicherlich nicht! Aber ich muss mich schon ziemlich oft rechtfertigen – und erklären warum wir dieses oder jenes machen. Wenn ich dann etwas weiter ausgeholt habe, werde ich mit ganz großen und skeptischen Augen angeschaut, als käme ich vom Mars. Dabei habe ich das Thema ja nur mal hinterfragt und bin beispielsweise beim Brei geben auf ganz interessante Fakten gestossen. Zum Beispiel dass Kinder, die mit dem Löffel gefüttert werden eher an Übergewicht leiden, als Kinder, die selbstständig essen – und das von Anfang an. Trotzdem ernte ich dafür viel Unverständnis. Oder das Nicht-Stillen ein Risikofaktor für den Plötzlichen Kindstod ist. Oder das Nestchen und der Himmel… da gibt es dann Eltern, die ertränken das Bett mit Kuscheltieren, weil es ja so niedlich ist.
Was veranlasst also Mütter, einfach das zu machen, weil es Industrie, Familie oder Bekannte vorgeben? Unsicherheit? Vielleicht – vielleicht auch nicht. Ich höre grundsätzlich zu 99% auf meinen Bauch und gebe nicht so viel auf das Gequassel anderer. Denn wenn es nach denen ginge, wäre mein Kind schon verhungert oder verdurstet. Ich werde nie den Spruch der Kassiererin im Möbelgeschäft vergessen als ich meinte, dass außer Muttermilch nix gegeben wird: „Muttermilch ist nur Nahrung, sie müssen Tee oder Wasser geben, sonst verdurstet es!“ Komisch, dass mein Kind immer noch lebt. Dieses ganze Tee und Wassergeplappere kann ich nicht mehr hören. Das Tee den Darm besonders zu Beginn schnell überreizen kann, davon hat natürlich noch nie jemand etwas gehört. Es wurde so gemacht, also mache ich es weiter so. Versteh einer die Welt!
Manchmal fühle ich mich wie eine komplett Aussätzige, weil ich eben nicht mit dem Strom schwimme. Das betrifft bei uns ja vieles: Impfen, Essen, Tragen, Schlafen, Schreien und und und. Ich will ja auch niemanden bekehren. Aber manchmal liegt es mir dann doch auf der Zunge und ich bin kurz davor zu platzen… wenn mir wieder jemand einreden will, ich solle mein Kind doch schreien lassen weil es das 1. so braucht, 2. sonst nie lernt jenes oder dieses zu tun oder 3. es nur so zu besseren Nächten kommen kann. Da wird man doch verrückt.
Wir bekommen unsere Kinder aber auch in einer Welt der Widersprüche. Die Ärztin sagt, ich solle nicht so früh, aber auch nicht so spät mit Beikost anfangen, da die Eltern Allergien haben. Liest man sich etwas mehr in das Thema ein, sollte man sogar so spät wie möglich mit anderer Nahrung beginnen um allergischen Reaktionen vorzubeugen. Wo wir schon beim Thema Beikost sind: Es heisst doch BEIkost… warum pochen dann alle darauf, dass ich eine Mahlzeit ERSETZEN soll? Verstehe ich nicht. Aber ich bin auch hier oft die einzige, die so etwas scheinbar hinterfragt. Verständnis bekomme ich dann eher in anderen Mamablogs oder bei meinem Mann. Wir setzen uns immer gemeinsam mit allen Themen auseinander, wägen ab, reden, diskutieren. Das ist mir ganz wichtig, da man in dieser Babywelt schnell den Kopf verlieren kann.
Ich will – wie wohl fast alle Mamas – nur das Beste für mein Kind. Und das heisst für mich, dass ich ihr nicht irgendwelchen Instant-Tee von Hipp kaufe nur weil da eben im Regal steht und „für Babies“ auf dem Etikett hat. Wieso hinterfragen die Mamas hier nicht? Oder die Eltern allgemein? Letztens habe ich in einem der Babytreffs auch wieder Mamas diskutieren hören, welcher Früchtetee denn der Beste sei. Das aber in diesen Tees Zucker ohne Ende ist und dies sogar mit dem goldenen Windbeutel abgestraft wurde…Da liest niemand nach oder informiert sich. Da wird einfach das gekauft, was die Industrie in die Regale stellt.
Bin ich da irgendwie überempfindlich? Mache mir zu viele Gedanken? Ich dachte immer – nein, ich bin eigentlich überzeugt davon – dass man sich nicht genug Gedanken machen kann, wenn man das Beste will. Oft überliest oder übersieht man Dinge, die wirklich schlecht wären… und man erkennt etwas erst auf den zweiten Blick.
Ich wünschte nur, man würde all die Eltern, die hinterfragen und beispielsweise keine Wegwerfwindeln nutzen oder windelfrei praktizieren, tragen statt den Kinderwagen schieben, auf Brei verzichten und so weiter und so fort… nicht immer anprangern. Sondern vielleicht auch mal darüber nachdenken, ob das, was man für sein Kind tut, auch das ist, mit dem zu 100% im reinen sein. In diesem Sinne liebe Mamis: es ist toll, auch mal gegen den Strom zu schwimmen! *herz* Auch wenn man schief angeschaut wird!