Vielleicht ist der Titel dieses Beitrages etwas übertrieben. Aber ich darf mich heute mal beschweren. Ich meine.. so ganz ernsthaft… ich war ja vorher schon sentimental. Bin ja auch ne Frau – also so ne richtige. Aber bei Hochzeiten war ich eher eine von der Sorte, die sich anstrengen musste ne‘ Träne zu verdrücken. Wäre ja auch irgendwie peinlich gewesen wenn man die „Für Tränen Taschentücher“ nicht gebraucht hätte. Also habe ich mich bei so was angestrengt. Und habe es trotzdem irgendwie geschafft. So. Und dann. Dann kam da dieses Kind. Und ganz ehrlich? Ich bin eigentlich nur noch flüssiges Wachs in solchen Situationen. Vor einigen Wochen heiratete eine gute Freundin von mir. Ich saß dann da also.. mit Kindlein auf dem Schoß im Standesamt. Und die Beamtin drückte auf ihre Fernbedienung. Das verdammte Liedchen war nicht mal besonders emotional. Aber mir schossen schon in den ersten drei Sekunden die Tränen in die Augen. Und dann stand ich da… mein Mann verdrehte schon fast die Augen so nach dem Motto „meine Güte, Frau.. jetzt reiß Dich mal zusammen.. die beiden sind noch nicht mal hier reinmarschiert!“ Und tatsächlich wurde es noch schlimmer als die beiden dann ins Zimmer kamen. Zusätzlich hatte ich einen perfekten Blick auf alle anderen Gäste, die dann auch flennten. Und irgendwie wurde es eher schlimmer als besser. Und ich stand da und flennte und flennte. Mein Mann kramte nach Taschentüchern und das Kindlein schaute mich perplex an. Nun ja, so war das.
Früher hätte es das nicht gegeben – das sag ich euch! Ich frage mich auch woher das kommt. Habe ich noch so viele Hormone in mir? Durch das Stillen?
Oder ist das einfach so ein Mutterding? Was genau verändert sich denn da bitte? Genauso geht es mir wenn ich so eine Hungerhilfe-Werbung sehe. Da sitzt dann so ein halb verhungertes Kind und die Kamera zeigt frontal auf den ausgemergelten Körper. Fliegen surren um den Kopf und es weint stumm vor sich hin. Es ist nicht so, dass ich das früher nicht auch schlimm gefunden hätte. Aber ich bin ganz ehrlich: ich kann das kaum ertragen und muss an einigen Tagen fast weg schalten weil es mich so fertig macht und mich so berührt, dass ich auf der Stelle los heulen könnte. Dieses Mal habe ich natürlich eine Erklärung… ich weiß ja wie gut es mein Kind hat und kann mir nicht ansatzweise vorstellen, wie schlimm es anderen Kindern auf der Welt geht. Das tut mir weh und ich schiebe diese Gedanken immer ganz weit weg. Wenn ich da 24h dran denken würde, wäre ich ja meines Lebens nicht mehr glücklich.
Gerade kurz nach der Geburt gab es ganz viele Momente, in denen ich auf der Stelle hätte weinen können – vor Glück versteht sich! Und natürlich – man sieht in den großen Hollywood-Filmen ja ständig jemanden vor Glück vor sich hin flennen. Aber wie oft passiert das schon im wirklichen Leben? Ich hatte das davor glaube ich 2x. Einmal beim Antrag und einmal auf meiner eigenen Hochzeit. Und bei zweitem war es eher die Anspannung, die endlich von mir abfiel. Glücklich war und bin ich natürlich trotzdem! Keine Frage. Und nun heule ich weil mein Kind sich drehen kann. Ich heule weil es alleine etwas mit der Gabel isst und ich flenne weil es zwei Schritte macht. Ich würde schon sagen, dass ich vor meinem Mutter-Dasein eine recht taffe Frau war. Und jetzt bin ich ein Weichei… zumindest was diese bestimmten Situationen anbelangt. Da reicht es schon wenn ich ganz heimlich still und leise das Kindlein mit dem Papa beobachte. Sie spielen, lachen.. und ich hocke ein paar Meter weiter und grinse mir einen ab. Und ich könnte – natürlich – am liebsten schon wieder meine Augen mit Tränen füllen. Da ich aber wasserfesten Mascara hasse, versuche ich zumindest mich etwas zusammen zu reißen. Ich bin so eine Heulsuse geworden.
Ich versuche es positiv zu sehen: ich bin emotional. Etwas, was ich vorher vielleicht nicht so ganz zeigen konnte und wollte. Und das ist schön. Schön so wie es ist!