… denn wir haben beschlossen es nicht mehr arg zu thematisieren. Haben wir ja eh schon nicht. Aber man stand schon das ein oder andere Mal vor ihr und ließ seufzend den ein oder anderen Satz fallen. „Wieso willst du das denn jetzt nicht essen?!“ oder gerne auch „Aber Mama hat sich doch so viel Mühe gegeben!“. Alles wirre Gedankenbrocken, die dann mal so herausrutschen und dahin gesagt werden. Neulich gipfelte meine Verzweiflung, nachdem sie ein und dasselbe Gericht zweimal verschmähte und beim dritten Versuch (einen Tag später) plötzlich nicht genug davon bekommen konnte. Reine Willkür? Ich weiß es nicht. Sie war schon immer eine schlechte Esserin. Baby Led Weaning entwickelte sich eher schleppend und mit Brei brauchte ich gar nicht in ihre Nähe kommen. „Muddi? Wasn das fürn Mist?“ schienen ihre Augen zu sagen. Meine Augen wiederum verdrehten sich zum 100. Mal, da ich das Thema Essen auch irgendwie als Rettungsanker für die damals noch schlimmeren Nächte sah (die ja mittlerweile mit 2-3 Unterbrechungen beinahe paradiesisch sind). Irgendwann wurde es dezent besser, aber bis heute gibt es eigentlich eine große Sache, die mich nervt:
Sie probiert nichts Neues!
Ja ja, was der Bauer nicht kennt und so… dabei handelt es sich hierbei eigentlich nur verarbeitete Lebensmittel. Obst wird gerne viel und Neues probiert. Sobald ich aber einen Eintopf koche oder der Papa mal Gulasch macht… nix zu machen. Sie schaut nur auf den Teller, verzieht ihr Näschen extrem süß und schiebt dann alles beiseite, quengelt. Sobald du ihr anschließend Nudeln mit grünem Pesto hinstellst, isse glücklich. Und wer denkt, er könnte ihr in einem unbeobachteten Moment mal eben was zwischen die Kauleiste schieben, damit sie probiert, der hat sich böse geschnitten. Das hatten ja die Erzieherinnen zweimal bei der Eingewöhnung probiert und das ist leider so ein derber Knackpunkt bei ihr.. Totalverweigerung, Einschreien bis zum Erbrechen und noch andere unschöne Dinge sind die Folge. Das kann man sich also abschminken. Die Folge:
Sie beschränkt sich auf extrem wenige Lebensmittel
Tja, was geht da so? Nudeln mit grünem Pesto, wahlweise auch mal mit Bolognese (wenn sie sich erbarmt), Kartoffeln mit Spinat (auch grün), Eierkuchen (Ofenpfannkuchen), Obst aller Art, Actimel, Gurke, Salz- und Sesamstangen, Fisch… das sind so die Sachen, die immer gehen. Beim Schreiben fällt mir auf, wie verdammt wenig das ist. Manchmal, wenn sie sich erbarmt geht auch eine Suppe. Aber nix Tomate, nix Schnitzel, nix Zucchini, nix überhaupt. Das, was mich eigentlich am meisten fertig macht ist die schon oben genannte..
Willkür!
An dieser Stelle denkt Euch bitte einen ausrastenden Smilie, der feuerrot vor sich hin teufelt. Es ist schrecklich. Es gibt nämlich Dinge, die sind den einen Tag liebt und die den nächsten üüüüüüberhaupt nicht mehr gehen. Brot beispielsweise.. einen Tag isst sie davon eine Scheibe, am nächsten Tag schüttelt sie heftig ihren Lockenschopf. Genau das gleiche mit Eiern, Cornflakes und Mais. Mal ja, mal nein. Brezeln gehen eigentlich auch noch ganz gut, Filinchen und Knäckebrot sowieso, Toast geht auch nur manchmal.
Die Erzieherinnen stehen dann schon mal den ein oder anderen Tag betreten vor mir und gucken auf den Boden während sie sagen „also heute hat sie wieder nichts gegessen“… ich zucke dann nur mit den Schultern. Ist ja nicht so, dass ich das nicht kenne. Selbst der Nachtisch wird in der Kita oft verweigert, was man da so wohl noch nicht bis selten gesehen hat. Tja.. gib dem Kind mal einen Joghurt, das lacht dich beinahe aus. Quarkspeise, Pudding, Fruchtzwerg? Hahahaha… da kann ich nur müde lächeln. Naturjoghurt mit leckerem Ahornsirup und Früchten? Das probiert sie natürlich nicht mal! Sogar die alt bewährte Banane ist hier ganz oft ein Problem – möge man doch meinen, die essen alle Kinder. Wie meinte meine Freundin letztens? „Wie, sie isst keine Banane? Alle Kinder essen Bananen!“ Dann ist sie wohl kein Kind *hehe*…verrücktes Ding! Sie spuckt an manchen Tagen Schokolade wieder aus und isst keinen Kuchen. Joah, und bei euch so? Milchreis? Grießbrei? Nein danke Mama! Reich mir die Nudeln mit dem Pesto.
Vielleicht explodiert ja eines Tages der berüchtigte Knoten? Ich habe keine Ahnung. Aber es gibt viele Tage, an denen sie so wenig futtert, dass es einem Angst und Bange werden kann. Klar, Madame stillt aktuell auch viel.. aber so richtig weg bekomme ich sie davon auch nicht. Es ist nämlich ein kleiner Teufelskreis. Das Kind ist so dünn und isst schon so wenig. Man traut sich schlichtweg nicht, ihr dann auch die Stillmahlzeit zu verweigern, aus Angst sie landet beim nächsten Infekt straight wieder im Krankenhaus, weil sie so schnell abbaut wie damals beim RS Virus. Und so biete ich weiter an, koche umsonst und… esse übrigens nicht mehr selbst! Immer dieses „ich esse den Rest vom Kind auf“ hat mir einige Zusatzkilos beschert, die ich gerade abjogge *nerv*. Und so haben die Erzieherinnen und ich einfach beschlossen, es nicht mehr großartig zu thematisieren. Wird schon, ne? Oder auch nicht.