Eine Geschichte über abendliche Autofahrten mit Kleinkind.
Beginn:
Ich erinnere mich… vor etlichen Monaten schrieb ich einen Beitrag, der ungefähr den selben Titel hatte. Da ging es – wie so oft im Leben einer Erstlingsmama – um das Thema schlafen. Das Kindlein stillte gefühlt alle 10 Sekunden und ich schlich tagsüber wie ein Zombie durch die Gegend. Diese Phase endetet nach 20 Jahren (Mamagefühl) und viele Falten später lief es eigentlich sehr gut.
Gegenwart:
Es ist alles wieder nur scheiße. Darf ich das sagen? Ja, verdammt! Denn es ist total blöd… Wir wurden angesprochen. Von den Erzieherinnen. Etwas hatte sich geändert. Das Kind war Vormittags zu nix mehr zu gebrauchen. Wir so: hä? Sozial gefangen in einem Kokon, verkroch sie sich Vormittags in einer Ecke und quengelte im Grunde genommen jede Sekunde, Minute.. Nach dem Mittagsschlaf sei das Kind wie ausgewechselt. Wir wieder so: hä? Ja ja… nachmittags wird gespielt, getanzt, gesungen. Alles froh, alles Eierkuchen.
Wir wühlten also in unseren Gedanken… und es wurde schnell klar: das Kindlein hatte ja auch beschlossen Abends erst so gegen 22.00 Uhr ins Traumland zu fliegen. „Zu wenig Schlaf“ lautete das Urteil der Erzieherinnen. Macht Sinn – dachten wir. Also wurde gedoktert.
Wie?
- früher ins Bett gehen
- später ins Bett gehen
- singen
- lesen
- Sandmann gucken
- schlafend stellen
- desinteressiert mit dem Handy daneben liegen
- Kind zum Hinlegen bewegen
- Wasser, Schnuller, hell, dunkel, Kuscheltier
Wir gaben auf. Fast. Dann dachten wir: ach, packen wir das Kind doch einfach ins Auto und gucken. 10 Minuten später war sie eingeschlafen. Gegen 20.15 kehrte der Mann mit schlafendem Kind zurück in die Einfahrt und wir starteten den ersten Versuch des Umbettens. Funktionierte. Ohne Probleme. Kind war schon auf irgendeiner Wolke umhüllt von Schlafliedern.
Am nächsten Tag gab es die Rückmeldung der Kita: Das Kind war super, ob irgendetwas anders war? Wir so: ja, früher ins Bett. „Ja, dann jetzt bitte immer so.“ Wir so: fuck!
Ihr erkennt: Teufelskreis… zu diesem Zeitpunkt auf dem besten Weg dahin. Ihr vermutet schon richtig: mittlerweile sind wir mittendrin statt nur dabei. Und der Kreis ist verdammt riesig. Grummel.
Aufgegeben wurde nicht. Jeden Abend versuchen wir es erst einmal im Bettchen. Schnell wird jedoch nach dem Papa geweint. Versuche, sich abzuwechseln scheitern, indem das Kind den Abend so in die uuuuuendliche Länge zieht.
Was macht sie da so, während wir warten?
- singen
- hampeln
- klettern
- Geschichten erzählen
- „Papa Auto fahrn“ rufen – sehr oft
- Wasser trinken
Sie tut alles, außer schlafen. Und selbst wenn sie kurz davor ist ihre zuckersüßen Äuglein zu schließen… 5 Sekunden später reißt sie die Lider wieder auf und guckt mich verschmitzt an. Gerne ruft sie dazu lautstark „Alle wach“ nur um anschließend „alle“ deutlicher zu definieren. „Mama wach, Papa wach, Tante wach, Oma wach, Opa wach.“ Never ending. Never never. Sie turnt, kichert, reibt sich ihre übermüdeten Augen. Und tut alles – außer schlafen.
Und so geht das jetzt seit zwei oder drei Wochen. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Und das Auto fahren wurde zur Routine. Ein oder zwei Abende hatte ich es geschafft sie halbwegs im Bettchen in den Schlaf zu bekommen. Mehr war nicht drin.
Woran liegt das nur?
Ist das eine der wohl bekannten Phasen? Was tut sie nur? Was passiert da in ihrem kleinen Köpfchen? Hat sie Angst etwas zu verpassen? Sicher ist: sie ist momentan sehr sehr Papa-Kind. Und der Papa ist den ganzen Tag arbeiten. Ich habe stark das Gefühl, dass sie sich seiner sicher fühlen muss. Und ihn somit ständig abruft, auch schon kurz nachdem wir ins Bettchen gegangen sind. Man spürt dann ihre Verzweiflung während sie schon unter Tränen nach ihrem „Papi Papi“ ruft. Tut im Herzchen weh. Sehr weh. Wie könnten wir ihr etwas verwehren, wenn sie so weint? So ernst?
Jetzt werden einige sagen: ja bist du denn bescheuert? Pack das Kind ins Bett und feddich.
Jaaahaaaa… lustig. Nicht! Denn dann beginnt ein anderer Teufelskreis von vorn: das Kind ist in der Kita zu nix zu gebrauchen und Vormittags nur weinerlich, übermüdet und alles andere als kooperativ oder fröhlich. Und was wollen wir für unser Kindlein? Einen ganz ganz tollen Aufenthalt in der Kita. Was noch zu bemerken ist: in der Zeit, während es in der Kita aufgrund von Schlafmangel so schlecht lief, wollte sie auch nicht gern gehen. War morgens schon ein echter Miesepeter und weinte beim Abgeben.
Nachdem wir sie Abends ins Auto verfrachtet haben läuft sie morgens wieder freudestrahlend in die Kita und Papa muss sich einen Abschiedskuss hart erkämpfen. Merkt man was? Verzwickt! Wir wollen doch nur das Beste…
Und so steigt Tag für Tag die Kilometeranzeige im guten Auto, dass fleißig seinen Dienst abfährt. Papa genießt die Zeit mit seiner Mausi sehr, wie er mir fast reumütig gestand. Ihr seht: wir nehmen es noch mit Humor.
Vor allem ich – die Mama. Ich leide selbst unter starken Problemen beim Einschlafen, brauche oft auch mal einige Stunden zum runter kommen. Und liege und liege und liege. Die Gedanken rattern, fahren viel viel Achterbahn und sind unermüdlich. So ist das. Mein Mann schläft schon während er sagt „bin mü….“. Ist scheinbar so ein Männerding. Keine Ahnung.
Aufgrund meiner eigenen Erfahrung möchte ich ihr die Möglichkeit bieten, sanft in den Schlaf zu gleiten. Ohne Druck, ohne Brüllen, ohne Festhalten oder ähnliches. Über das Schreien lassen brauchen wir hier übrigens gar nicht reden.
Zukunft:
Sollte jemand noch einen ultimativen Tip haben – gerne her damit. Vielleicht sind wir nicht allein? Bis dahin tuen wir es als Phase ab und fahren weiterhin bis zum See und zurück… während unser Mädchen ganz sanft in ihrem Sitz davon schlummert … dieser kleine, zauberhafte Mensch.