Neulich habe ich in einem sozialen Netzwerk (*hust*) ein sehr weises Zitat gelesen… ich versuche es mal in Textform wiederzugeben:
Im ersten Lebensjahr unseres Kindes sagen wir immer JA – da es so viel neues lernt, sich so toll weiterentwickelt und wir uns über jeden neuen Schritt freuen. Wir jubeln, klatschen und besingen die ersten Erfolge unseres Sprösslings. Wir geben ihnen Hilfe, unterstützen sie, bei jedem noch so kleinen Schritt. Die Jahre danach sind wir nur noch damit beschäftigt, nein zu sagen, zu verbieten, die Finger von diesem oder jenem weg zu ziehen, einzuschränken und zu begrenzen. Wir stutzen unseren kleinen Engeln sozusagen die Flügel, wenn ich das hier mal so sagen darf.
Unser Kind ist nun fünf Monate alt und so langsam schleicht sich das Thema „Erziehung“ in mein Gehirn. Ich bekomme es da auch nicht mehr heraus, blöderweise. Muss ich mir jetzt schon darüber Gedanken machen? Bisher war nur klar: Männe und ich wollen/sollen einer Meinung sein. Ob wir das schaffen? Keine Ahnung. Fest steht für mich aber vor allem eines: ich will keine „nein“ schreiende Mutter werden. Geht das? Darf das? Muss das? Ich muss sagen, dass ich ziemlich planlos an das ganze Thema ran gehe. Ich lese keine Ratgeber – bisher. Vielleicht sollte ich das tun?! Ehrlich gestanden, ich bin keiner großer Freund von solchen Sachen. Ich bin eher der Typ, der in einem verzweifelten Moment einen Bücherhamsterkauf macht, alles hintereinander verschlingt und dann doch nicht schlauer ist. Da es zum Thema Erziehung ungefähr 327684273582 Bücher gibt, sollte ich dieses mal auf Aktivitäten wie diese verzichten. Ich hoffe, ich kann einfach weiter auf meine innere Stimme und auf meinen Bauch hören. Das war bisher eigentlich der beste und einzig richtige Weg. Nun habe ich aber schon etwas Panik vor einem sich zu Boden werfenden, schreiend heulendem Kind, das das halbe Shoppingcenter zusammen brüllt. Aber: da bringt auch der beste Erziehungsratgeber nix. Oder doch?
Ich will eigentlich nichts wissen von irgendwelchen Theorien, Prinzipien oder Modellen, nach welchem man sein Kind erzieht. Ich weiß was ich will: ein gesundes, gut erzogenes Kind, dass sich an Grundregeln hält, aber dennoch ganz ganz viele Freiheiten hat. Meine Eltern haben mich eigentlich nie eingeschränkt, ich durfte vieles, fast alles. Und ich glaube, ich bin ganz gut geraten *hehe* und habe keinen Schaden davon getragen. Das Wörtchen „nein“ gab es natürlich auch in meinem Elternhaus, aber nicht ständig. Ich sehe so oft Mütter, die ständig „nein“ brüllen, tu dieses und jenes nicht, lass das, das gehört sich nicht, weg da, nein nein nein! Ich weiß nicht so recht, ob ich eine von diesen Frauen werden will. Oder entscheidet das Kind darüber? Vielleicht wird sie ja in einigen Monaten ein so schlimmer Satansbraten, dass mein zukünftiger Wortschatz nur noch aus „neeeeeeeiiiinnnnn“ besteht. Ich weiß es nicht, aber ich bin wie immer gespannt auf das, was da kommen mag.
Ich finde, dass sich die permanenten „Nein-Sager-Mütter“ es schwerer machen als nötig. Es ist doch viel leichter, dem Kind kurz zu sagen, dies ist nicht erlaubt, aber dafür darfst du jenes machen… Und schwupp sind die meisten Kids ratzfatz abgelenkt von dem Verbot mit dem, was erlaubt ist. Natürlich bestätigen Ausnahmen (wie z.B. Austesten in Trotzphasen o.ä.) die Regel ;-).
Ich habe mal gehört, dass man im ersten Jahr dem Kind das geben sollte, was es will. Erziehung beginnt dann im zweiten Jahr. Ich habe auch schon im ersten Jahr meinem Kind gesagt, wenn es etwas nicht tun sollte, aber nicht darauf herumgeritten oder dramatisiert. Auch jetzt, mit eineinhalb Jahren versuche ich ihr immer zu erklären, warum sie etwas nicht tun soll: weil es heiß, gefährlich, schmutzig, usw. ist. Oftmals versteht sie es auch. Manchmal macht sie es aber extra, weil sie weiß, dass sie es nicht machen soll. Aber das ist normal, die Kinder testen ihre Grenzen aus. Deshalb denke ich auch, dass es wichtig ist, ihnen Grenzen aufzuzeigen. Nur der Ton macht die Musik. Wie gesagt: alles erklären und nicht grundlos rumbrüllen und nicht zu zeitig vom Kind Gehorsam fordern. Also einfach auf den inneren mütterlichen Instinkt hören 😉
LG Wiebke