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Oktober 2014

Allgemein

Papa arbeitet…

1. Oktober 2014

Familie… oder warum ich mich eigentlich immer wie eine Alleinerziehende fühle.

Es ist nicht so, dass das Kindlein und ich allein wären. Es gibt einen Papa und einen Ehemann, mit dem ich glücklich verheiratet bin. Wir sind eine kleine happy family... trotzdem habe ich zu 99% das Gefühl, alleinerziehend zu sein. Das liegt natürlich zum einen daran, dass ich die Mutter bin. Ich war und bin die Milchbar, ich schlafe mit ihr in einem Bett (da sie mich nachts wie ein Vampir leer saugt), ich bin ihr Seelentröster. Papa ist Morgens und Abends zusammengerechnet vielleicht 1 1/2 Stunden an ihrem Leben beteiligt. Das ist wenig, sehr wenig. Und er nimmt natürlich auch immer die guten Phasen mit: kurz nach dem Aufstehen, da isse gut drauf, es gibt Rituale die er einhalten kann. Kurzum: es gibt was zu tun mit dem Kind. Abends wird rumgealbert, wenn sie nicht eh schon im Bett liegt.

Aber nachdem er zur Arbeit gefahren ist, stehe ich allein da… und die Zähne sind geputzt, sie hat nichts gefrühstückt, ist frisch gewickelt und angezogen. Dann steht sie da. Quengelt. Will etwas erleben. Was aufregendes natürlich. Also machen wir dieses und jenes, gehen raus, auf den Spielplatz, besuchen Freunde, gehen einkaufen, tollen im Garten herum, springen Trampolin, sammeln Kastanien oder beobachten die Hühner. Springen durch Pfützen, essen kein Mittag, machen Mittagsschlaf, fahren mit dem Anhänger wieder auf den Spielplatz, drehen eine Runde im Kinderwagen, spielen hier und da. Ich ziehe sie um, wickle sie, sage „nein“, klatsche Beifall, ermutige sie, freue mich, weine mit ihr, trage sie umher, begleite sie in jeden Schlaf, kuschle mit ihr, ertrage jede Laune, jeden Sturz, der eilig mit Weinen einhergeht. Ich schaue Bücher mit ihr, latsche durchs Shoppingcenter, mache die Eingewöhnung in der Kita, fahre mit ihr an den See. Ich fühle mich allein… und selten als Familie. Dieses Gefühl kommt ansatzweise am Wochenende auf – oder im Urlaub… der zugegebenermaßen 1000 Jahre her ist. Wenn wir Glück haben, kommt der Papa mal einen Nachmittag mit aufs Kitafest oder begleitet uns zum Arzttermin. Er kann sich solche Zeiten frei schaufeln… aber es sind eben doch nur mal ein oder zwei Stunden. Es sind keine Tage zu Dritt. Und am Ende des Tages sind es wieder nur wir zwei, die durchs Leben schreiten.

Das Wochenende ist toll… da ist der Papa da, frühstückt in Ruhe mit uns und nimmt mir das Kindlein ab. Was er sehr sehr gerne tut. Aber tief im Innern weiß ich, dass ich ihm die Maus auch nicht 24 Stunden aufdrücken kann. Immerhin arbeitet er und braucht ebenso Erholung und seine Freizeit. Zeit, mit Freunden, außerhalb von uns. Und das ist ok. Er darf das, ich akzeptiere das und freue mich für ihn, plane eben im Gegenzug etwas anderes.

Trotzdem: manchmal fühl es sich nicht wie „Familie“ an… es ist eben eher ein Mama-Tochter-Ding. Zumal ich NIE mal Freizeit habe. Ich kann Abends nie weg, da sie sich Nachts ausschließlich durch mich beruhigen lässt und ich somit nicht einmal den Ansatz von Spielraum habe. Kein Kino, keine Party, nichts. Neulich schaffte ich es auf einen Tupperabend und bekam nach drei Stunden eine verzweifelte Sms, wann ich denn endlich nach Hause kommen könnte. Es ist nicht so, dass ich es nicht gerne tue. Aber ich gebe zu, dass ich das unterschätzt habe…. die wenige Zeit, die einem eigentlich als Familie bleibt. Und wenn ich in etwa einem Jahr wieder arbeiten gehe, wird das nicht einfacher. Eher schlechter. Dann werden die Wochenenden noch kostbarer und man arbeitet wieder nur noch dafür… :/ Oder für den Urlaub. Oder für eine Stunde gemeinsame Zeit. Oder für einen Tag, an dem man schon mal Mittags das Büro verlassen kann. Es ist wie verhext.

Und es stimmt mich traurig. Ich finde gemeinsame Zeit so wahnsinnig wichtig… zumal das Kindlein in den letzten Tagen arg auf ihren Papa fixiert ist. Sie zeigt morgens auf die Tür und sagt „Papa“, weint, wenn er geht, das Zimmer verlässt und die Tür hinter sich zu zieht. Das bricht mir wirklich das Herz. Aber es ist wie es ist… letztlich bleibt der Großteil an mir kleben. Und das, obwohl mein Mann sich wirklich immer Zeit genommen hat, wenn etwas wichtiges anstand. Das rechne ich ihm hoch an. Flexibel isser, da kann ich nicht meckern. Ich schicke ihm jeden Tag mehrere Bilder und bekomme dafür ganz viele Smilies, virtuelle Herzen und Küsse. Ich will versuchen, ihn doch irgendwie einzubeziehen, weiß aber, dass das auch mal nach hinten los gehen kann. Er ist traurig, nicht dabei sein zu können, freut sich aber ebenso über das Bild seines Kindleins. Wenn er abends nach Hause kommt und sie schon im Bettchen liegt, ist er traurig. Verständlicherweise. Hätte er doch gern noch etwas mehr Zeit mit seiner Maus verbracht.

Kann man daran etwas ändern? Nicht so wirklich. Mein Mann ist selbstständig. Er liebt seine Arbeit – und das ist in der heutigen Zeit eigentlich eher Seltenheit. Viele meckern.. und sind nicht glücklich. Mein Mann ist es! Und dadurch ist er ausgeglichen, was uns als Familie ja wieder zu Gute kommt. Ich hoffe trotzdem, dass wir vielleicht irgendwann mehr Zeit füreinander haben. Mehr Dreisamkeit. Mehr Familie. Und wenn es nur wenige Stunden sind.

Wie ist das bei Euch? Habt ihr auch manchmal das Gefühl, alleinerziehend zu sein? Oder seid ihr es vielleicht sogar? Ist Eurer Papa auch so traurig, so wenig Zeit mit dem Kind/ den Kindern verbringen zu können? Erfahrungen sind gern gelesen!!!